BYOD an der Projektschule Goldau

Primarlehrer Christof Tschudi berichtet, wie die Projektschule Goldau auf die Digitalisierung reagiert. Die Schule ist eine Kooperation der Gemeindeschulen Arth-Goldau und der Pädagogischen Hochschule Schwyz. Seit über zehn Jahren wird dort getestet, wie man Smartphones und andere Geräte an der Primarschule sinnvoll einsetzen kann.

Im Jahr 2007 wurde eine 5. Primarklasse mit dem iPhone 3G ausgestattet um herauszufinden, wie sich die Schule verändern könnte, wenn dereinst Kinder im Besitz von kleinen mobilen Computern sein werden. Zwei Jahre später wurde das Projekt auf drei Schulklassen erweitert, wobei dann mit den Geräten iPod touch und in einer Klasse mit dem iPad gearbeitet wurde. Seit 2011 setzt die Projektschule Goldau auf das Prinzip von BYOD (Bring your own device), wobei Schülerinnen und Schüler ohne private Geräte mit schuleigenen Poolgeräten ausgestattet werden. Inzwischen sind alle 14 Klassen der 5. und 6. Primarschule in den beiden Schulorten Arth und Goldau im Projekt integriert.

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Diskussionen, das Projekt auf die 3./4. Klasse zu erweitern, werden zwar geführt, doch weil persönliche mobile Geräte bei jüngeren Schülerinnen und Schüler deutlich seltener verfügbar sind, wird diese Idee derzeit nicht weiter verfolgt.

Seit Beginn ist ein wichtiger Aspekt der Projektschule Goldau, dass die Schülerinnen und Schüler die Geräte nicht nach Ansage der Lehrperson hervornehmen oder bestimmte Programme oder Apps bedienen lernen, sondern dass sie das Gerät als weiteres Werkzeug oder Instrument dann einsetzen, wann sie es sinnvoll finden. Dabei stehen die Grundfunktionen, die jedes Gerät mitbringt, im Vordergrund: Aufnahme und Wiedergabe von Ton, Bild und Video sowie der Zugang zum Internet. So können die Lernenden eine Hörverständnisübung in ihrem Tempo erledigen, da sie stoppen und zurückspulen können. Zudem machen sie gerade in den Fremdsprachen sehr viele kleine Aufnahmen von Gesprächen, wenn sie sich zum Beispiel zu zweit zu einem Thema unterhalten oder die Zahlen lernen. Dadurch kommen die Kinder zu wesentlich mehr und vor allem verbindlicheren Sprechgelegenheiten, denn sie erhalten danach von der Lehrperson oder auch von anderen Lernenden ein Feedback, das sie mit ihrer Aufnahme in Verbindung bringen können.

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Nicht zuletzt können gewisse Apps oder Lernplattformen die Lehrperson unterstützen. So kann der Einsatz einerseits motivierend sein, wie zum Beispiel bei Quizlet live, wenn die ganze Klasse im Wettkampfmodus Wörter in Fremdsprachen übersetzt oder Wissensfragen beantwortet. Andererseits können Lernplattformen wie LearningView der Lehrperson helfen, den Lernenden Material zur Verfügung zu stellen und einen Überblick über erfüllte Arbeiten zu behalten.

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Da es vorwiegend persönliche Geräte sind, bringen die Schülerinnen und Schüler auch Fragen und Erfahrungen aus dem privaten Alltag mit in die Schule. Auf diese Weise werden wichtige medienpädagogische Themen natürlich zum Thema. Beispielsweise Passwortschutz und Recht am Bild sind allgegenwärtig und die Kinder zeigen im täglichen Umgang, dass sie in solchen Fragen überdurchschnittlich kompetent agieren.

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Eine wichtige Grundlage des Projekts ist es, dass mit jeder Schulklasse, die neu im Projekt mitmacht, eine Nutzungsvereinbarung erarbeitet wird. Dabei werden die wichtigsten Regeln und Haltungen definiert. Diese Inhalte werden grösstenteils von den Klassen selbst erarbeitet und bestimmt. Dadurch entstehen sehr wenige Verfehlungen, die je nach Art des Vorfalls individuell durch die Klassenlehrperson oder durch Einbezug der Schulleitung geregelt werden.

Durch die langjährige Erfahrung kann ich sagen, dass ich als Lehrperson durch den Einsatz von Geräten mehr freie Ressourcen im Unterricht habe. Vor allem aber merke ich, dass die Schülerinnen und Schüler sich im Schnitt besser selbst einzuschätzen lernen und dadurch teilweise bessere Leistungen erbringen. So kann es vorkommen, dass ein Kind die eigene Leseaufnahme beim selbständigen Anhören als zu wenig gut erachtet und weitere Versuche startet, diese immer wieder selbst evaluiert, bis es schliesslich seine beste Leistung von der Lehrperson beurteilen lässt.

 

Weitere Informationen befinden sich auf: www.projektschule-goldau.ch

Christof Tschudi, Primarlehrer Arth, Mitglied Projektschule Goldau

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